Wir klären 7 Mythen rund um das Thema Barf auf. Mit dem ein oder anderem Mythos ist jeder Barfer schon mal konfrontiert wurden.
Heute erklären wir euch die Hintergründe von diesen Gruselgeschichten und werden zeigen wie viel Wahrheit in ihnen steckt.

#1 Barf ist teuer
Oft hört man genau diesen Satz, natürlich kommt es bei dieser Behauptung auf das Tier an was individuell zu betrachten ist und eventuelle Unverträglichkeiten aufweist. Immerhin wissen wir alle das 1kg Huhn günstiger ist als 1 kg Wild oder Pferd, aber auch die Herkunft spielt beim Preis eine große Rolle. Wenn man zum Beispiel in der Nachbarschaft einen Bauern oder Jäger hat kann man da schon mal Fleisch, Knochen oder Innereien günstiger bekommen als wenn man es online bezieht. Aber angenommen wir gehen von meiner 10kg Hündin Emma aus (erwachsen, gesund, normal aktiv) dann liege ich bei ca. 60,00€ im Monat für alle Beutetierbestandteile inkl. Obst/Gemüse und Nahrungsergänzungsmittel. Dazu möchte ich erwähnen, dass ich das hochwertiges Fleisch online bei einem kleinen regionalen Hersteller beziehe. Nun habe ich nach einem Hochwertigen Nassfutter gesucht, schon da fällt auf das Emma die doppelte Tagesration benötigen würde, als mit BARF. Bei diesem Nassfutter komme ich auf ca. 100,00€ im Monat. Was jeder einzelne noch an Leckerlis und Kauartikel verfüttert zähle ich hier bewusst nicht hinein. Weil das sehr unterschiedlich ist. Wir geben z.B. für Leckerlis und Kauzeug nur ca. 15,00€ im Monat aus. Hier muss man natürlich auch sagen das Leckereien aus 100% Fleisch etwas teurer sind als 0-8-15 Maismehl-Leckerlis aus dem Discounter. Diese Berechnungen beziehen sich auf BARF (Beutetierprinzip) und nicht auf einfache Rohfütterung oder Pseudobarf. Des Weiteren wurde Preise von hochwertigen Produkten verglichen. Günstiger findet man bekanntlich immer irgendwo wenn man das möchte.
#2 Barf ist gesundheitsschädigend
Dass Barf für die Gesundheit vom Tier und Halter gefährlich ist, hört man immer
wieder. Rohes Fleisch ist stark mit Keimen belastet, die vor allem für den Halter
gefährlich werden können.Es gibt Studien, die belegen, dass rohes Fleisch mit bestimmten Bakterien und
Würmern belastet ist. Das war auch nicht anders zu erwarten. Deshalb wird auch
immer auf eine gründliche Küchenhygiene im Umgang mit rohem Fleisch hingewiesen.
Egal ob das Fleisch für den eigenen Verzehr oder für den Hund/die Katze
verarbeitet wird. Händewaschen ist das A und O. Für den Hund und die Katze sind solche im Fleisch enthaltenen Pathogenen übrigens kein Problem. Durch ihre extrem aggressive Magensäure (pH-Wert bis zu1), werden diese unschädlich gemacht.Bei gesundheitlich stark angeschlagenen Hunden und Katzen gibt es
Besonderheiten. Aber in diesen Fällen kann schon allein durch kochen des
Fleisch, den Keimen entgegen gewirkt werden. Ein interessanter Fakt an diesem Mythos ist, dass auch Fertigfutter mit
bestimmten Pathogenen belastet ist. Deshalb sollte auch nach dem Kontakt mit
Trocken- oder Dosenfutter die Hände gewaschen werden. Dies gilt besonders für Schwangere, Kinder und erkrankte Personen.Erschreckend war bei der Untersuchung des Institut "The Pet Food
Test", dass sich im Trockenfutter großer bekannter Hersteller auch antibiotika-resistente Keime befanden. Diese wurden im rohen Fleisch wiederum nicht nachgewiesen.
Fazit: Rohes Fleisch enthält tatsächlich Keime, welche für den Hund und die
Katze aber kaum ein Problem darstellen. Für uns Menschen stellt Barf auch keine
Gefahr dar, solange wir uns nach dem Kontakt mit Fleisch gründlich die Hände
waschen und die Küchenutensilien gut abspülen.

#3 Barf ist zeitaufwendig
Diesen Mythos können wir mit "JAIN" beantworten. Zum einem sollte man erstmal unterscheiden ob man
einen kleinen oder großen Hund hat, oder sogar mehrere Hunde hat. Bei kleinen
Hunden oder Katzen empfiehlt es sich ein Komplettfutter anzufertigen und auf
die entsprechende Tagesration aufzuteilen. Dieses Procedere kann 1 oder 2 Mal
im Monat schon mal 1-2 Stunden in Anspruch nehmen. Danach ist es allerdings,
wie wenn ihr eine Dose öffnet. Bei großen oder mehreren Hunden kann es wiederum gut sein, dass eine 500g
Fleischabpackung komplett an einem Tag verfüttert wird. Diese nimmt man dann
einfach am Vortag aus dem Gefrierschrank und lässt sie über Nacht auftauchen,
früh in den Napf ... FERTIG. Auch das Futter online zu bestellen kann etwas länger dauern als im Supermarkt
nach einer Stiege Dosen zugreifen, besonders wenn man den Napfinhalt
abwechslungsreich gestalten mag.
Für uns persönlich stellt diese Zeit aber keine verlorene Zeit dar, immerhin
tun wir unseren Tieren etwas Gutes und uns macht es auch Freude, ihnen das Ganze
nett zu servieren.

#4 Barf enthält zu viel Protein
Durch das Fleisch, welches gebarfte Hunde
verzehren, nehmen sie viel zu viel Eiweiß zu sich. Dadurch werden Nieren- und
Lebererkrankungen begünstigt!
Dieser Mythos hält sich eisern als Argument gegen Barf.
Ob eine Überversorgung mit Eiweiß überhaupt zu Leber- und Nierenschäden führt
ist aktuell noch umstritten. Natürlich ist es nicht sinnvoll massenhaft Protein
zu füttern, bei extrem großen Mengen kommt es mit Sicherheit irgendwann zu
gesundheitlichen Schäden. Aber um eine massive Überversorgung mit Protein zu erzeugen, müsste man einem
mittelgroßen Hund mehrere Kilo! reines mageres Fleisch am Tag füttern. Das ist dann kein Barf mehr.Wenn man die Gegenseite fragt, ob denn mal der Proteingehalt einer Barf Ration und einer Fertigfutter Ration gegenüber gestellt wurde, dann herrscht meistens betretendes Schweigen.
Ich habe den Rohproteingehalt für die Rationen von meinen 3 Hunden auch mal
durchgerechnet. Er liegt bei 14%-18%. Dieser Unterschied entsteht durch die Fütterung verschiedener Fleischsorten und Menge an Eiern. Die meisten Trockenfutter haben einen Proteingehalt von ca. 25% - 35%, beim
Nassfutter ist er etwas geringer. Natürlich muss man bedenken, dass bei
Trockenfutter ein höher Proteingehalt zugeführt werden muss, da das enthaltene
Protein meist in minderwertige Qualität (Tiermehl) vorliegt und nicht so gut
verdaulich ist, wie rohes Fleisch. Der Hund kann das zugeführte Protein somit
nicht komplett nutzen, daher muss mehr zugeführt werden.
Wie ihr seht enthält eine Barf Ration nicht mehr Protein wie ein normales
Fertigfutter.
Bei dem Mythos wird immer wieder vergessen, dass Fleisch nicht nur aus Protein
besteht. Der Proteinanteil liegt je nach Tierart bei 12%-24%. Außerdem landen
im Barf Napf auch andere Bestandteile und nicht nur reines Muskelfleisch.

#5 Barf begünstigt Wurmbefälle
Den Mythos, dass gebarfte Hunde sicherlich öfter Würmer haben müssen, haben wir alle schon einmal gehört.
Hier raten Tierärzte oft dazu, die Tiere einmal im Quartal prophylaktisch zu
entwurmen. Interessant zu wissen ist hierbei aber, dass sämtliche
Parasiten/Würmer, sofern diese sich überhaupt im Fleisch befinden, durch das
einfrieren nach einer Woche absterben. Und somit das Risiko an Würmern durch
das Fleisch aus dem Napf schwindend gering ist. Natürlich sollte darauf
geachtet werden, dass der Hund beim Waldspaziergang keine toten Tiere frisst.
Damit es Parasiten/Würmern bei unseren Hunden gar nicht erst gefällt, gibt es
einige antiparasitäre Nahrungsmittel die man kreativ in die Barf Ration
einbauen kann. Dazu gehört Kokos (Kokosfett oder Flocken, wirkt innerlich gegen
"Endoparasiten" sowie äußerlich gegen "Ektoparasiten"), Kürbiskerne und Knoblauch. Von diesen 3 Lebensmitteln haben viele sicher schon gehört. Interessant sind aber auch Cranberry, Kürbis, Möhren, Apfelessig oder
auch Petersilie. Da das Risiko für einen Wurmbefall durch BARF nicht erhöht ist, raten wir immer
die Finger von prophylaktischen Wurmkuren zu lassen. Schon allein der Blick auf
die Beipackzettel ist erschreckend. Warnungen wie "nicht in Berührung mit
der Haut kommen" oder "nie in die Nähe von Kindern", und so
etwas geben wir OHNE Grund unseren Hund? Bitte nicht. Sollte eine Kotprobe mal positiv sein, dann muss diese natürlich entsprechend behandelt werden! Aber auch hier gibt es andere Alternativen als die pure
Chemiebombe, die die Darmflora und das Immunsystem unserer Hunde zerstört und
immer anfälliger für neue Würmer werden lässt.
#6 Barf macht aggressiv
„Hunde verfallen nach dem Verzehr von rohem
Fleisch in einen Blutrausch. Der gebarfte Hund ist aggressiver und neigt mehr
zum jagen!“. Diese Aussagen kennen wir nur zu gut.
Dass die Ernährung Einfluss auf das Verhalten vom Hund hat, wurde schon sehr
oft untersucht. Es kann möglich sein über die Ernährung das Verhalten zu beeinflussen. Hierbei spielen bestimmte
biochemische Prozesse eine große Rolle. Das Thema ist sehr komplex. Daher würden wir es zu
einem späteren Zeitpunkt in einem eigenem Beitrag mal näher beleuchten.
Wichtig bei einer positiven Verhaltensveränderung sind immer hochwertige
Futtermittel und die Zufuhr aller wichtigen Nährstoffe. Andersrum ist es eben
so, dass minderwertige Futtermittel und Nährstoffmängel sich negativ auf das
Verhalten auswirken können und Aggressionen begünstigen. Im Barf werden
hochwertige Futtermittel verarbeitet und auch alle Nährstoffe sind enthalten.
Es ist also im Grunde schon eine optimale Grundlage.
Der Mythos wird noch durch einen anderen Punkt genährt. Barf enthält zu viel
Protein, dadurch werden Hunde aggressiv. Halt, diesen Mythos haben wir doch
bereits aufgeklärt?! Der Verhaltensforscher Roger Mugford wies in einer Studie
1987 nach, dass unter anderem ein Proteingehalt von 15-18% zu weniger
aggressiven Verhalten führt. Wenn ihr euch richtig erinnert, lag der
Proteingehalt unserer Barf Rationen bei 14%-18%. Ich denke hierzu muss ich
nicht mehr sagen.
Was bei Hunden Verhaltensauffälligkeiten verursachen kann, ist Schmerz und
Unwohlsein. Dies wird auch durch Futtermittelallgerien/-unverträglichkeiten
ausgelöst. Somit kann Futter natürlich Aggressionen hervorrufen. Das steht aber
nicht im Zusammenhang mit Barf. Hier ist es wichtig, die Unverträglichkeit und
Allergien zu erkennen und unter anderem einen sinnvollen Ernährungsplan
aufzustellen.

#7 Barf ist nicht bedarfsdeckend
Mit Barf werden nicht alle Bedarfswerte gedeckt! Stimmt.
Aber was sind überhaupt Bedarfswerte?
Diese Werte sagen aus wie viel der Hund oder die Katze am Tag von einem
bestimmten Nährstoff aufnehmen sollte, um ausreichend versorgt zu werden.
Diese Werte wurden vor Jahrzehnten in verschiedenen Untersuchungen aufgestellt
und sind als NRC-Werte bekannt. Leider lassen sie sich nur schwer auf den
gebarften Hund übertragen. Wieso?
Die Hunde in den Untersuchungen wurden mit einem Futter bestehend aus überwiegend
pflanzlichen Teilen gefüttert. Dieses Futter war z.B. eine Mischung aus
Maismehl, Weizenmehl, Kartoffeln, Talg, Mineralstoffe und Blutmehl.
Leider befindet sich vor allem in Getreide viel Phytinsäure. Diese ist als
antinutritive Substanz bekannt oder einfacher ausgedrückt, als ein Störstoff.
Sie ist ein Gegenspieler von Nährstoffen und schränkt deren Aufnahme im Körper
ein. Das bedeutet, dass im Futter mehr Nährstoffe zugesetzt werden müssen, damit die
Verluste durch die Störstoffe aufgehoben werden.
In einer normalen Barf Ration finden sich kaum solcher Störstoffe wieder.
Von daher können auch viele Nährstoffe ohne hohe Verluste im Körper aufgenommen
werden. Deshalb lassen sich diese Bedarfswerte nicht einfach auf einen gebarften Hund
übertragen, da sie einfach viel höher angesetzt sind.
Wenn man dennoch eine Barf Ration mit den Bedarfswerten für Fertigfutter
vergleicht stellt man schnell fest, dass viele Werte erreicht werden. Es liegen
nur einige Werte unter der optimalen Bedarfsdeckung. Das ist dann auf die höhere
Bioverfügbarkeit von Barf zurück zu führen.
Auch eine Überversorgung mit bestimmten Nährstoffen findet nicht statt und die
sichere Maximalzufuhr (Werte wurden auch klinisch festgelegt) wird nicht
überschritten. Eine Überversorgung kann nämlich genau so gesundheitliche
Schäden verursachen wie eine Unterversorgung.
Fazit: Barf deckt nicht die Bedarfswerte nach NRC, aber versorgt den gebarften
Hund trotzdem mit allen wichtigen Nährstoffen.
Hoffentlich konnten wir ein wenig Licht ins Dunkel bringen und ihr habt nun ein paar gute Argumente zur Hand, wenn ihr mit einem der Mythen konfrontiert werdet.
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